Massnahmen im Test


Wie bereits geschildert steht die Entwicklung, Umsetzung und Untersuchung von Maßnahmen im Mittelpunkt, welche entweder ohnehin während der Bewirtschaftung entstehen oder ohne größeren Mehraufwand in diese integriert werden können. Da die Gelbbauchunke eine Pionierart neuer Gewässer ist und als solche auf eine Störungsdynamik für die Entstehung neuer Gewässer angewiesen ist, lässt sich der Schutz prinzipiell mit der Waldbewirtschaftung vereinbaren.

 

Auf dieser Seite sollen die Maßnahmen vorgestellt werden, welche wir bisher bereits in unseren 6 teilnehmenden Forstrevieren umgesetzt und auf ihre Wirksamkeit untersucht haben.

Fahrspuren auf Rückegassen

Während der Holzernte entstehen oftmals Fahrspuren auf den Feinerschließungslinien (Rückegassen) im Wald. Besonders bei feuchten Witterungsverhältnissen kommt es zu ausreichenden Vertiefungen und Verschmierungen der Bodenpartikel, was in Verbindung mit der Verdichtung durch die Holzerntemaschinen zu einem guten Wasserhaltevermögen führt. Die somit entstehenden pfützenartigen Kleinstgewässer bilden die Reproduktionsstätten der Gelbbauchunke, da diese frei von Fressfeinden sind.

 

Innerhalb des Projektes unterscheiden wir zwischen neuen und wiederbefahrenen (alten) Rückegassen. Dies ist wichtig, da auf Gassen aus Vorjahren bereits Pfützen existieren können, welche aufgrund ihrer Tiefe oder einem besonders guten Wasserhaltevermögens permanent sind. Diese Permanenz führt dazu, dass Fressfeinde wie Molche und Libellen anwesend sind und das Kleinstgewässer für die Fortpflanzung der Gelbbauchunke ungeeignet macht. Um ein möglichst detailliertes Bild zu liefern, wird zusätzlich innerhalb der wiederbefahrenen Rückegasse zwischen den genannten permanenten bereits existierenden und, im Zuge der Wiederbefahrung, neu entstandenen Pfützen unterschieden. Dies wird durch detaillierte Kartierungen und Untersuchungen jeder Pfütze VOR und NACH der Befahrung erreicht. Dadurch wissen wir, welche Pfütze an welcher Stelle auf einer wiederbefahrenen Rückegasse bereits vorher vorhanden war und welche komplett neu entstanden ist. Somit kann am Ende sehr detailliert auf einer Gewässerebene der Reproduktionserfolg verglichen werden.

 

Neu angelegte Rückegasse in Gaggenau auf einer ehemaligen Deponie.
Neu angelegte Rückegasse in Gaggenau auf einer ehemaligen Deponie.
Wiederbefahrene Rückegasse mit Altpfützen in Radolfzell. Stellenweise wurde der Boden mit einem Gefälle leicht angekratzt um die Pfützenbildung zu fördern.
Wiederbefahrene Rückegasse mit Altpfützen in Radolfzell. Stellenweise wurde der Boden mit einem Gefälle leicht angekratzt um die Pfützenbildung zu fördern.

Der Großteil der untersuchten Fahrspuren entsteht während der planmäßigen Holzerntearbeiten in den Wintermonaten. Hinzu kommen allerdings auch einige Fahrspuren, welche aufgrund der notwendigen Bereinigung von Käfer- und Sturmholz im Frühjahr und Sommer entstehen. Da sich die Laichzeit der Gelbbauchunke über mehrere Monate erstreckt, sind auch letztere für diese Art interessant. Egal zu welchem Zeitpunkt diese Fahrspuren entstehen, maßgebend für ein gutes Wasserhaltevermögen ist immer eine ausreichende Bodenfeuchtigkeit zum Zeitpunkt der Befahrung.

 

Der Vorteil von wassergefüllten Fahrspuren ist, dass diese ohnehin während der Bewirtschaftung entstehen. Somit bedarf es keiner zusätzlichen Arbeit oder Kosten etwas für diese Art zu tun. Aufgrund der Verdichtung auf diesen Feinerschließungslinien hält sich das Wasser lang genug für eine erfolgreiche Entwicklung der Kaulquappen zu kleinen Unken (Metamorphlingen).

Es ist wichtig zu wissen, dass diese Rückegassen aufgrund des Bodenschutzes im Wald entstanden sind, da somit verhindert wird, dass der Wald flächendeckend befahren wird und die Bodenverdichtung auf diese Linien begrenzt wird.

 

Oftmals kommen, um eine Bildung von Fahrspuren zu vermeiden, Kronenschnitt und Reißigmaterial zum Einsatz, welches während der Holzernte auf die Rückegassen gelegt wird. Wir haben anschließend stellenweise den Kronenschnitt abgeräumt bzw durch einen Schlepper abräumen lassen (15 Minuten pro Rückegasse) und Pfützen auf diesen Rückegassen angelegt. Somit konnte auch hier eine Verdichtungswirkung untersucht werden.

Befahrung eines Rückegassenabschnitts in Herrenberg. Durch punktuelles Entfernen von Bodenmaterial können Vertiefungen an feuchten Stellen geeignete Pfützen schaffen.
Befahrung eines Rückegassenabschnitts in Herrenberg. Durch punktuelles Entfernen von Bodenmaterial können Vertiefungen an feuchten Stellen geeignete Pfützen schaffen.
Wiederbefahrung einer bereits existierenden Rückegasse mit einem Schlepper in Kirchheim Teck. Die bereits existierende Feuchtigkeit sorgt für eine ausreichende Verdichtung & Verschmierung des Bodens und tiefere Fahrspuren.
Wiederbefahrung einer bereits existierenden Rückegasse mit einem Schlepper in Kirchheim Teck. Die bereits existierende Feuchtigkeit sorgt für eine ausreichende Verdichtung & Verschmierung des Bodens und tiefere Fahrspuren.

Baggertümpel

Baggertümpel finden einerseits öfters Anwendung im Amphibienschutz oder werden andererseits oftmals von verschiedenen Verwaltungsebenen als augleichende Maßnahmen angelegt, wenn an anderer Stelle Kleinstgewässer beseitigt werden. Dabei können diese angelegten Gewässer stark in ihrer Größe variieren. Da auch die FVA BW eine Anlage dieser Strukturen verfolgt, wenn an anderer Stelle entstandene Rückegassenpfützen begradigt werden, ist es wichtig diese Maßnahmen in diesem Projekt zu untersuchen.

 

Generell unterscheiden wir auch hier zwischen komplett neu angelegten und bereits existierenden alten Baggertümpeln in der Datenaufnahme. Wie bereits geschildert kommt es auch bei diesen Gewässern zum Problem der Permanenz und einer etablierten Prädatorengesellschaft.

Ein weiterer, interessanter und zur Permanenz gegensätzlicher Aspekt, ist das Wasserhaltevermögen dieser Gewässer. Hier entsteht die Frage inwiefern diese Strukturen von Austrocknung betroffen sind bzw. ob das Wasserhaltevermögen für eine erfolgreiche Entwicklung von Kaulquappen zeitlich ausreichend ist.

Um diesen Aspekt der nötigen Verdichtung zu testen wurden Baggertümpel entweder lediglich mit der Baggerschaufel festgeklopft und verschmiert oder wurden, wo möglich, zusätzlich kurz durchfahren.

 

Alter mehrjähriger permanenter Baggertümpel, mittlerweile natürliches Gewässer (links im Bild) neben einer im Frühjahr 2019 wiederbefahrenen Rückegasse (rechts im Bild) in Gaggenau.
Alter mehrjähriger permanenter Baggertümpel, mittlerweile natürliches Gewässer (links im Bild) neben einer im Frühjahr 2019 wiederbefahrenen Rückegasse (rechts im Bild) in Gaggenau.
Neu angelegter mittelgroßer Baggertümpel (vorn im Bild) neben einem geplanten Wildackerstandort in Reichenberg
Neu angelegter mittelgroßer Baggertümpel (vorn im Bild) neben einem geplanten Wildackerstandort in Reichenberg
Neu angelegter Baggertümpel am Rand einer Wildwiese in Reichenberg. Durch schräges Ankratzen und Verdrücken mit der Baggerschaufel entstand die längliche schmale Form.
Neu angelegter Baggertümpel am Rand einer Wildwiese in Reichenberg. Durch schräges Ankratzen und Verdrücken mit der Baggerschaufel entstand die längliche schmale Form.

Die aktive Anlage solcher Gewässer benötigt (logischerweise) einen Bagger und ist somit kostenintensiver als der bloße Erhalt zufällig entstandener Fahrspurpfützen. Wenn allerdings bereits ein Bagger vor Ort ist um z.B. Strukturen zu begradigen oder um andere Pflegemaßnahmen zu unterhalten, können diese Kosten minimiert werden. Da die Gelbbauchunke bereits auf kleinste Gewässerstrukturen mit der Eiablage reagiert, können diese Baggertümpel lediglich wenige Meter groß sein, was den Kosten- und Zeitaufwand ebenfalls minimiert.

 

Im Rahmen des Projektes wurden kleinste Baggertümpel neben Rückegassen und Wegen, sowie als auch größere angelegte Gewässer untersucht. Dabei wurden diese entweder eigens für das Projekt im Winter/zeitigen Frühjahr ausgehoben (neue Baggertümpel) oder wurden bereits in den Vorjahren im Zuge anderer Amphibienprojekte (alte Baggertümpel) angelegt.

 

Je nach Entfernung der einzelnen Standorte zueinander können 3-4h bereits ausreichen um mehrere kleine Tümpel anzulegen.

Wildäcker

Das Konzept des Wildackers ist in der Waldbewirtschaftung nicht neu und findet oftmals in Kooperation mit den ortsansässigen Jägern statt. Wildäcker sind offene Strukturen im Wald, welche mit landwirtschaftlichen Geräten bewirtschaftet werden können und durch z.B. Aussaat oder den Rohboden interessante Plätze und Anlaufpunkte für das Wild bieten. Oftmals werden diese Strukturen entweder an bereits vorhandenen Lichtungen oder an Standorten ohne einen nennenswerten Wertholzertrag angelegt.

Dabei entstehen bereits zwei förderliche Aspekte für die Gelbbauchunke: Besonnung und Rohboden.

 

Wir haben dieses Konzept des Wildackers aufgegriffen und eigens für den Gelbbauchunkenschutz modifiziert. Da während der Anlage / Bewirtschaftung dieser Flächen landwirtschaftliche Geräte wie z.B. Traktor und Pflug zum Einsatz kommen, werden im Anschluss zur Bodenbearbeitung Fahrspuren durch mehrmaliges Befahren angelegt. Wichtig ist auch hier eine ausreichende Feuchtigkeit des Bodens zum Zeitpunkt des Befahrens sowie als auch der Bodentyp selbst. Die somit entstandenen Fahrspuren sind vergleichbar zu den Fahrspuren auf den Rückegassen und die Verdichtung führt zu wassergefüllten Spuren und besonnten neuen Kleinstgewässern.

 

Wildacker auf einer Lichtung in Kirchheim Teck. Diese kleine Fläche vereint Rohboden, Besonnung und neue wassergefüllte Fahrspuren; ideal für eine erfolgreiche Gelbbauchunkenreproduktion. Ende 2019 wurde diese Fläche wieder gepflügt und brach gelassen.
Wildacker auf einer Lichtung in Kirchheim Teck. Diese kleine Fläche vereint Rohboden, Besonnung und neue wassergefüllte Fahrspuren; ideal für eine erfolgreiche Gelbbauchunkenreproduktion. Ende 2019 wurde diese Fläche wieder gepflügt und brach gelassen.

Der besondere Aspekt dieser Strukturen entsteht im Hinblick zur notwendigen mehrjährigen Dynamik. So wird der angelegte Wildacker im folgenden Winter wieder gepflügt, die wassergefüllten Fahrspuren verschwinden und die Fläche wird als Brache ohne eine Fahrspurneuanlage belassen. Somit wird eine Permanenz der Gewässer und Ansiedlung von Prädatoren verhindert.

Unsere Idee ist es hierbei, dass innerhalb eines Waldgebietes / Reviers mehrere solcher Flächen vorhanden sind und jedes Jahr eine andere Fläche für die Gelbbauchunke "aktiviert" wird. Die große Wanderfreudigkeit und hohe Langlebigkeit der Gelbbauchunke kommt diesem Rotationsprinzip zu Gute. Dies führt außerdem in gewissem Maße zu einer Unabhängigkeit von den wassergefüllten Fahrspuren auf Rückegassen. Dies ist besonders wichtig, wenn es aufgrund von Fahrspuren auf Rückegassen zu Konflikten kommt, das Waldgebiet aber z.B. als FFH-Lebensstätte für die Gelbbauchunke ausgewiesen ist (und sich der Erhaltungszustand dieser Art in diesem Gebiet nicht verschlechtern darf).

 

Kleine Flächen von 50-100m² sind bereits ausreichend und der Zeitaufwand für die erstmalige Anlage eines Wildackers liegt bei optimalen Bedingungen bei ca 2h. Bei ausreichender Feuchtigkeit im Boden reicht eine einmalige Befahrung für eine Fahrspurtiefe von ca 30cm bereits aus. Bei unzureichender Feuchtigkeit ist eine wiederholte Befahrung bei feuchteren Wetterlagen notwendig. Für die Anlage und Unterhaltung solcher Wildäcker können entweder externe Landwirte oder Waldarbeiter mit den entsprechenden Maschinen herangezogen werden.

Der komplette Aufwand für die Herstellung eines Wildackers ist abhängig von der Art des Ausgangsstandortes. Auf einer bereits existierenden Lichtung, kann nach einer Mahd die Fläche bereits gepflügt und gegrubbert/geeggt werden, bevor Fahrspurgewässer angelegt werden. Dies benötigt wie bereits geschildert ca. 2h für eine Fläche.

 

Handelt es sich dabei um eine Fläche im Wald mit lichtem Baumbestand ohne Wertholz, muss diese Fläche zunächst freigestellt werden. Nach der Freistellung ist es wichtig, die im Boden verbliebenen Wurzelstöcke und Wurzeln zu entfernen, damit die Fläche in Zukunft ohne Probleme mit einem Pflug bearbeitet werden kann. In unserem Projekt wurde dies ohne Probleme durch einen Kettenbagger realisiert. Dies erfordert einmalige Kosten und Arbeitsaufwand (abhängig von Partnern mit entsprechenden Maschinen vor Ort). Nach der erfolgreichen Anlage, kann die Fläche wie beschrieben dauerhaft durch landwirtschaftliche Maschinen bewirtschaftet und als Dynamisierungsfläche für Gelbbauchunken genutzt werden.

Grabenstrukturen & Dolen

Gräben weisen oftmals aufgrund ihrer entwässernden Funktion bereits feuchtere Konditionen auf. Demzufolge liegt es nahe die Anlage von Gewässern innerhalb dieser Strukturen zu untersuchen.

 

Zum einen testen wir diese Überlegung durch kurze Grabendurchfahrten. Hier wird der Graben auf feuchten (aber nicht dauerhaft wasserführenden!) Stellen für wenige Meter kurz durchfahren. Die Länge variiert hier von 1-10m. Der Gedanke ist auch hier, dass durch die kurze Durchfahrung eine ausreichende Verdichtung erzielt wird und das Wasser somit lang genug gehalten wird, damit sich die Kaulquappen entwickeln können. Des Weiteren liegen diese Strukturen oftmals in Wegnähe was eine höhere Besonnung der Kleinstgewässer garantiert. Vorteilhaft ist hier, dass für die Anlage eine im Wald ohnehin vorhandene Maschine (Schlepper) im Zuge der Holzernte verwendet werden kann. Nach vorheriger Absprache mit dem Revierleiter kann der Fahrer auf den ca 5m Länge vom Weg parallel in den Graben abfahren, was diese Maßnahme sehr schnell umsetzbar macht (einige Minuten).

Nachteilhaft könnten hier allerdings starke Regenfälle sein, welche die Kaulquappen wegspülen und zu einer niedrigeren Wassertemperatur führen, was hemmend für die Eiablage und Entwicklung der Kaulquappen ist.

Von Seiten des Wegebaus ist es bei der Anlage von Grabengewässern wichtig darauf zu achten, dass der Wegkörper (Unterbau) nicht dauerhaft vernässt und somit Schaden nimmt. Bei entsprechend kurzen Befahrungen und ausreichend Abstand zum Weg dürfte dies aus der Praxiserfahrung gewährleistet sein.

 

Durchfahrener gut besonnter Grabenabschnitt in Billigheim...
Durchfahrener gut besonnter Grabenabschnitt in Billigheim...
... und in Kirchheim Teck mit ausreichend Abstand zum befestigten Weg.
... und in Kirchheim Teck mit ausreichend Abstand zum befestigten Weg.

Als eine weitere Maßnahme in Gräben testen wir ebenfalls die Anlage von Vertiefungen vor Dolenein- und -ausläufen. Dolen sind Unterführungen in Wegen (oftmals Betonrohre) für die Weiterleitung von Wasser in Gräben zur gegenüberliegenden Seite des Weges. Die Überlegung hierbei ist, dass Vertiefungen je nach Topographie und Hanglage entweder an den Ein- oder Ausläufen geschaffen werden. Dabei kommt ebenfalls ein Bagger zum Einsatz welcher diese Vertiefungen auf ca. 1m x 1m aushebt. Oftmals werden Bagger ohnehin für die Unterhaltung von Gräben eingesetzt, was den Kosten- und Mehraufwand somit minimiert. Nach Regenfällen wird dann ein gewisser Anteil des Wassers zurückgehalten was zur Bildung eines Kleinstgewässers führt.

 

Auch hier ist es interessant das Wasserhaltevermögen zu untersuchen, da hier keine Durchfahrung und Verdichtung stattfindet.


Waldweide

Da in einem der teilnehmenden Reviere (Herrenberg) Ende 2018 / Anfang 2019 eine Waldweide mit Rinderbewirtschaftung eingerichtet wurde, wird diese Maßnahme innerhalb des Projektes gesondert betrachtet. Innerhalb dieses Gebietes wurden für das Jahr 2019 ebenfalls Rückegassen entweder neu eingerichtet oder wiederbefahren und auf ihr Reproduktionspotenzial und -erfolg untersucht. Für 2020 werden hier außerdem neue kleinere Baggertümpel angelegt. Die Rückegassen und wassergefüllten Fahrspuren entstanden alle im Zuge der Holzernte und Bewirtschaftung in den Wintermonaten, weshalb kein zusätzlicher Mehraufwand entstand.

Die Überlegung einer gesonderten Betrachtung dieser Form von Waldbewirtschaftung ist ein sehr viel höherer Lichteinfall auf dem Waldboden durch den lichten Altbaumbestand. Dadurch ist eine höhere Besonnung der Gewässer gewährleistet. Außerdem kommt es durch die Rinderbeweidung zu regelmäßigen Störungen der Gewässer, während die Vegetation konstant auf ein Minimum gehalten wird. Bei der Untersuchung dieser Form der Waldbewirtschaftung soll in erster Linie herausgefunden werden, ob sich eine erfolgreiche Gelbbauchunkenreproduktion auch in einer Waldweide realisieren lässt.

Gelbbauchunken in einem Trittsiegel der Rinder innerhalb der Waldweide in Herrenberg. Dies zeigt die Kleinräumigkeit mit welcher diese Tiere mit den Gewässern agieren.
Gelbbauchunken in einem Trittsiegel der Rinder innerhalb der Waldweide in Herrenberg. Dies zeigt die Kleinräumigkeit mit welcher diese Tiere mit den Gewässern agieren.

Wurzelteller

Wurzelteller entstehen wenn Bäume während eines Sturmes mitsamt ihrer Wurzeln aus dem Boden gerissen werden. Passiert dies an einem feuchten Standort im Wald, kann sich die entstandene Vertiefung im Boden entsprechend mit Wasser füllen. Da in der Fachliteratur bereits von erfolgreicher Reproduktion der Gelbbauchunke in solchen Strukturen berichtet wurde, wollen wir auch diese zufällig entstandenen Kleinstgewässer im Projekt untersuchen. Ein Vorteil von Wurzeltellern ist, dass diese während eines Sturmes ohne Mehraufwand von selbst entstehen. Während der Bereinigung des Sturmschadens ist durch die Waldarbeiter vor Ort sicherzustellen, dass diese Wurzelteller mit stabilen Hölzern abgestützt werden und der betroffene Baumstamm so in einer Länge über der Wurzel abgeschnitten wird, dass das Gewicht des verbleibenden Stammes ein Zurückklappen des Wurzeltellers verhindert und somit keine Gefahr entsteht. Dies dauert pro Wurzelteller ca 5 Minuten. Auch hier werden die Untersuchungen Aufschlüsse über das Wasserhaltevermögen liefern, da eine entsprechende Verdichtung fehlt. 

Waldarbeiter während der Holzernte in Kirchheim Teck beim Abstützen eines Wurzeltellers...
Waldarbeiter während der Holzernte in Kirchheim Teck beim Abstützen eines Wurzeltellers...
... und das fertige Resultat. Hierbei ist es wichtig eine ausreichende Länge an Stamm am Wurzelstock zu belassen.
... und das fertige Resultat. Hierbei ist es wichtig eine ausreichende Länge an Stamm am Wurzelstock zu belassen.

Begradigung / Einebnung von existierenden Kleinstgewässern

Wie bereits geschildert hat die Unke keinen Nutzen von mehrjährigen tiefen wassergefüllten Fahrspuren oder Gewässern. Aus unserer Sicht ein Punkt, der sehr gut mit der Unterhaltung von Rückegassen und ihrer Befahrbarkeit zu vereinbaren ist. Oftmals werden entstandene Fahrspuren sofort nach ihrer Entstehung wieder glatt gezogen und eingeebnet. Die Bodenverdichtung ist hier dennoch vorhanden, aber die Ästhetik eines behobenen "Schaden" wird gewährleistet. Für den Schutz der Gelbbauchunke sollten diese neu entstandenen Gewässer für den ersten Sommer erhalten bleiben und im folgenden Winter wieder eingeebnet werden. Oftmals gibt es allerdings Fälle, wo wassergefüllte Spuren so tief sind, dass sie bereits mehrere Jahre existieren.

Eine der interessantesten Fragen an dieser Stelle ist, wie lang die eingeebneten / begradigten Gewässer trocken bleiben sollten um die anliegende etablierte Prädatorengesellschaft wieder auf Null zu stellen, damit die entstehenden Gewässer bei Wiederbefahrung oder Neuanlage wieder einen Nutzen für die Gelbbauchunke haben. Wir haben daher viele Kleinstgewässer mithilfe eines Baggers einebnen lassen. Dabei handelte es sich ausschließlich um alte Rückegassen mit Fahrspurpfützen welche mittlerweile sehr tief und somit permanent geworden sind. Auch aus der Sicht der Wegeunterhaltung und Sicherstellung der Befahrbarkeit von Gassen ist dies eine wichtige Maßnahme. Innerhalb des 3-jährigen Projektes werden wir einen Teil dieser begradigten Strukturen nach einem Jahr oder zwei Jahren wiederbefahren lassen und untersuchen ob diese Zeiträume für eine erfolgreiche Reproduktion der Gelbbauchunke ausreichen.

Die Begradigungen in 2019 wurden entweder mit einem Minibagger oder mittelgroßen Bagger erledigt, was sehr schnell (unter 30 Minuten) pro Standort (2-10 kleinere Gewässer) umgesetzt werden konnte. Ausschlaggebend war hier die Anzahl an einzuebnenden Pfützen und die Entfernung der Standorte zueinander (Transport/Fahrt des Baggers).

Minibagger beim Begradigen eines kurzen Stücks permanent wasserführender mehrjähriger Fahrspur im Winter.
Minibagger beim Begradigen eines kurzen Stücks permanent wasserführender mehrjähriger Fahrspur im Winter.
Ein großer Bagger wurde verwendet für das Einebnen von großen Tümpelfeldern mit ca. 10 permanenten mehrjährigen Tümpeln pro Fläche auf alten Rückegassen.
Ein großer Bagger wurde verwendet für das Einebnen von großen Tümpelfeldern mit ca. 10 permanenten mehrjährigen Tümpeln pro Fläche auf alten Rückegassen.

Forstmulcher Mulchraupe "Raptor 300" im Einsatz während der Wintermonate zur Glättung von Spuren und Pfützen auf Rückegassen in Radolfzell.
Forstmulcher Mulchraupe "Raptor 300" im Einsatz während der Wintermonate zur Glättung von Spuren und Pfützen auf Rückegassen in Radolfzell.

Eine neue Methode zur Einebnung mehrjähriger Pfützen auf Rückegassen wurde 2020 in Radolfzell auf Initiative des ansässigen Revierleiters getestet. Hierbei wurde die betreffende Rückegasse mit einem Forstmulcher bearbeitet. Zur Anwendung kam dabei die Mulchraupe "Raptor 300". Der Vorteil dieser Maschine ist, dass sie auch bei feuchteren Standorten aufgrund der Ketten nicht zu sehr im Boden einsinkt und arbeitsfähig bleibt. Durch den großen Mulcher werden Äste und Kronenschnitt im Boden bis in 30-40cm Tiefe kleingehäckselt und bestehende Pfützen effektiv beseitigt.

Ein Vorteil aus Sicht des Unkenschutzes ist, dass der entstandene lockere Rohboden auf der Rückegasse bei Bedarf mit einem Schlepper wiederbefahren werden kann um somit "neue" Pfützen nach einer indizierten Trockenpause entstehen zu lassen. Die Glättung/Sanierung der Gasse erfolgt in den Wintermonaten, wenn keine Amphibien in den Gewässern sind.

Auch aus forstwirtschaftlicher Sicht hat dies einige Vorteile. So wird zum einen eine Befahrbarkeit der Gassen gewährleistet, da ältere tiefe Spuren und für Maschinen möglicherweise problematisches Astmaterial komplett beseitigt und geglättet werden. Zum anderen kann somit ein möglicher Konflikt bei Standorten mit Käferholz mit vorhandenen Pfützen auf Gassen und notwendiger Befahrung in den Sommermonaten komplett umgangen werden. Eine im Winter eingeebnete Gasse kann problemlos im Sommer befahren werden um Schadholz zu bergen UND im gleichen Atemzug werden somit automatisch neue Pfützen geschaffen, welche danach sofort von Gelbbauchunken besiedelt werden können und als prädatorenfreie Laichgewässer dienen. Wichtig ist hierbei lediglich, dass die Bewirtschaftung an dieser Stelle dann sehr zügig innerhalb weniger Tage erfolgen sollte bevor die Unken einwandern. Diese auf "Null" gestellten Pfützen beherbergen keine Libellenlarven und je nach Zeitpunkt der Wiederbefahrung ab April/Mai in den wenigsten Fällen adulte Molche, und sind somit prädatorenfrei.

 

Für 2021 ist geplant diese Maßnahme der Gassensanierung mit Einsatz anderer (Anbau)Forstmulchern in anderen Revieren zu testen.

 

In unserer Datenauswertung der Ergebnisse aus 2020 werden diese begradigten Rückegassen, egal ob mit Bagger oder Forstmulcher, in Kategorien nach Länge ihrer Trockenpause bis zur wiederholten Befahrung eingeteilt und gesondert dargestellt.

Natürliche Gewässer

Innerhalb des Projektes werden außerdem langjährig etablierte, natürliche, permanente Gewässer auf ihr Reproduktionspotential für die Gelbbauchunke untersucht. Aus vorhergehenden Untersuchungen wissen wir bereits, dass der Großteil der abgelegten Eier und Kaulquappen auch hier den anwesenden Fressfeinden zum Opfer fallen. Nicht umsonst ist die Gelbbauchunke eine Pionierart von neu entstandenen Gewässern, da sie besonders in ihren Fortpflanzungsstadien sehr konkurrenzschwach ist. Die natürlichen Gewässer in diesem Projekt variieren ebenfalls stark in ihrer Größe und wurden oftmals vor längerer Zeit bereits aus Natur- oder Amphibienschutzgründen angelegt. In all diesen permanenten Gewässern sind Libellenlarven und Molche anwesend.


Kontakt

Prof. Dr. Martin Dieterich

Projektleiter

 

MSc. Felix Schrell

Projektdurchführung & -koordination


 

Universität Hohenheim

Institut für Landschafts- und Pflanzenökologie

Ottilie-Zeller-Weg 2, 70599 Stuttgart

Tel.: +49 (0)711 459 23530

 

E-mail: unkenschutz-bw@outlook.de

 



Gefördert durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt