Von Exkursionen & Kartierungen

Autor: F. Schrell

Da im Forst die meisten Maßnahmen hauptsächlich in den Wintermonaten erfolgen und somit alles bis ca. März abgeschlossen sein sollte, standen automatisch die ersten Vorbereitungen für uns für die Maßnahmen an. Diese fanden bisher in den Revieren Kirchheim Teck und Gaggenau statt und waren zum Teil sehr arbeitsintensiv. Spaß hat es trotzdem gemacht und es gab sogar eine kleine Überraschung...

Studenten der Uni Hohenheim schauen sich während einer Exkursion eine Windwurffläche an, welche in 2018 exzellente Bedingungen für eine erfolgreiche Reproduktion der Gelbbauchunke lieferten.
Studenten der Uni Hohenheim schauen sich während einer Exkursion eine Windwurffläche an, welche in 2018 exzellente Bedingungen für eine erfolgreiche Reproduktion der Gelbbauchunke lieferten.

Im Revier Kirchheim Teck fanden die Vorbereitungen als Teil einer Exkursion statt. Studenten des Masters "Landscape Ecology" von der Universität Hohenheim wurden im Zusammenhang mit dem Modul "Conservation Biology" in den Wald geführt, wo Ihnen zunächst verschiedene Aspekte zu Biotopen und zur Gelbbauchunke näher gebracht wurden. Unter anderem wurde eine Windwurffläche von 2018 in einer Fichtenmonokultur besucht, welche im vergangenen Jahr ideale Bedingungen für eine erfolgreiche Reproduktion der Gelbbauchunke lieferte. Durch die Störung des Bodens durch umgestürzte Bäume; Fahrspuren auf Rückegassen aufgrund der Holzentnahme, welche trotz der hohen Trockenheit das Wasser erfolgreich hielten und die gute Besonnung der Pfützen war es ein 'Eldorado' für die Gelbbauchunke. Hier konnten sich im letzten Jahr auf einem Stück von 50m Fahrspur ca. 1000 Kaulquappen erfolgreich zu Jungtieren (Metamorphlingen) entwickeln. Somit wurde den Studenten die Ökologie der Gelbbauchunke und die Wichtigkeit der Fahrspuren erklärt.

In diesem Revier wurden seit 1997 durch die örtliche BUND-Gruppe jährlich die Reproduktionsgewässer der Gelbbauchunke mit aufwendiger Arbeit immer wieder ausgeputzt um einen gewissen Rohbodenzustand zu erhalten. Allerdings sank der Reproduktionserfolg in diesen Gewässern dennoch zunehmends in den letzten Jahren aufgrund einer steigenden Prädatorenanzahl in diesen immer permanenteren Tümpeln. Deshalb wurde im Zuge des Projektes der Entschluss gefasst diese Strukturen in diesem Jahr zu begradigen und nach einem bzw zwei Jahren wieder mit frischen flachen Fahrspuren anzulegen. Somit können wir in unserem Projekt eine Mindestzeit vom Entfernen bis zu einer Neuanlage einer Struktur am gleichen Standort untersuchen. Da die Begradigung durch die Maschinen allerdings eine gewisse Vorarbeit benötigt, mussten diese Tümpel ausgeschöpft, ausgeräumt und mit Erde aufgefüllt werden. Hier war es von großem Vorteil eine kostenfreie starke Arbeitskraft durch die vielen Studenten zur Verfügung zu haben! Im Anschluss gab es dann aber für alle Studenten eine Stärkung mit warmen Speisen und Getränken in der Kneipe an den Bürgerseen.

Studenten der Uni Hohenheim bei der Begradigung und Befüllung alter Tümpel, welche seit 1997 jährlich durch den örtlichen BUND restauriert worden sind.
Studenten der Uni Hohenheim bei der Begradigung und Befüllung alter Tümpel, welche seit 1997 jährlich durch den örtlichen BUND restauriert worden sind. Trotz Pflegeeinsätze war hier in der Vergangenheit keine erfolgreiche Reproduktion mehr möglich.
Jeder Tümpel wurde ausgeschöpft und ausgeputzt um jegliche Organismen zu entfernen und umzusiedeln. Anschließend wurden diese Tümpel mit Erde und Holz befüllt und mit Folie abgedeckt bis demnächst größere Maschinen diese Standorte völlig begradigen.
Jeder Tümpel wurde ausgeschöpft und ausgeputzt um jegliche Organismen zu entfernen und umzusiedeln. Anschließend wurden diese Tümpel mit Erde und Holz befüllt und mit Folie abgedeckt bis demnächst größere Maschinen diese Standorte völlig begradigen.


Vermessen von bestehenden Rückegassen und Aufnahme von existierenden Pfützen auf Wegen vor der wiederholten Durchfahrt. Dabei wurden alle Pfützen zur Permanenz klassifiziert und nach Fressfeinden untersucht.
"Urwald-Feeling" beim Vermessen von bestehenden Rückegassen und Aufnahme von existierenden Pfützen auf Wegen vor der wiederholten Durchfahrt. Dabei wurden alle Pfützen zur Permanenz klassifiziert und nach Fressfeinden untersucht.

Als weitere Vorbereitung im Revier Gaggenau war es wichtig, den momentanen Zustand der existierenden Rückegassen und Spuren zu erfassen, bevor diese in den nächsten Tagen wieder befahren werden. Dies ist besonders wichtig um im Nachhinein zwischen alten und neuen Pfützen unterscheiden zu können und die alten Pfützen in ihrer Permanenz zu klassifizieren. Falls in einer alten Pfütze bereits eine Libellenlarve auf Kaulquappen als Mahlzeit wartet, muss dies im Falle einer erfolglosen Reproduktion trotz wiederholter Befahrung unbedingt in der späteren Auswertung berücksichtigt werden.

Deshalb habe ich mich mit dem Revierleiter Herr J. Müller getroffen, welcher mir die einzelnen Gassen und genauen Standorte für jede einzelne geplante Maßnahme zeigte. Im Anschluss habe ich dann alle bestehenden Rückegassen vermessen und kartiert, wobei jede existierende Pfütze aufgenommen und untersucht wurde. An solchen regnerischen frostigen Tagen sehnt man sich dann doch manchmal nach einem wärmeren Arbeitsplatz, aber das Zwitschern der Vögel, das Klopfen des Spechtes, die frische Luft und ein Gespräch mit dem ein oder anderen interessierten Spaziergänger sind am Ende doch unvergleichlich und machen jeden Tag auf seine Art einzigartig.

Eine junge Larve des Feuersalamanders (Salamandra salamandra), zu erkennen an den gelben Flecken an der Basis der Hinterbeine. Untypisch für diese Jahreszeit fand ich dieses Tier in einer kleinen flachen vereisten Pfütze.
Eine junge Larve des Feuersalamanders (Salamandra salamandra), zu erkennen an den gelben Flecken an der Basis der Hinterbeine. Untypisch für diese Jahreszeit fand ich dieses Tier in einer kleinen flachen vereisten Pfütze.

Eine große Überraschung erlebte ich, als ich eine der kleinen Pfützen auf dem Weg untersuchte, welche mit einer dicken Schicht Eis bedeckt und lediglich 7cm tief war.

Im Wasser entdeckte ich eine junge kleine Larve des Feuersalamanders (Salamandra salamandra)! Dies ist für diese Jahreszeit ungewöhnlich zeitig! Der Feuersalamander legt keine Eier und gebärt bereits lebende kleine Larven normalerweise im Frühjahr je nach Witterung ab Ende März/April. Umso überraschter war ich, eine einzelne Larve in einer kleinen Pfütze Anfang Februar zu finden. Man erkennt die Larven des Feuersalamanders sehr gut an den gelben Flecken an der Basis der Hinterbeine (siehe Bild). Eine Molchlarve konnte es nicht sein, da diese kleine flache Pfütze gegen Ende letzten Jahres trocken war und erst ab diesem Winter wieder Wasser führt.

Die Natur ist doch immer wieder für eine Überraschung gut und genau diese Kleinigkeiten machen diese Arbeit so vielfältig und interessant! Man muss eben nur lernen ein Auge fürs Detail zu entwickeln und genau hinzuschauen, dann wird man immer wieder mit neuen Entdeckungen belohnt.

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Kontakt

Prof. Dr. Martin Dieterich

Projektleiter

 

MSc. Felix Schrell

Projektdurchführung & -koordination


 

Universität Hohenheim

Institut für Landschafts- und Pflanzenökologie

Ottilie-Zeller-Weg 2, 70599 Stuttgart

Tel.: +49 (0)711 459 23530

 

E-mail: unkenschutz-bw@outlook.de

 



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