Autor: F. Schrell
Nachdem die 1. Revierbegehung gerade eingesunken ist, geht es in aller Früh auch schon los zum nächsten Revier. Dieses Mal in das Stadtwaldrevier von Radolfzell im Kreis Konstanz am Bodensee. Somit ist dieses Waldgebiet das Südlichste Revier in unserem Projekt, und nach langer Fahrt, auch das am weitesten Entfernte von der Uni Hohenheim in Stuttgart. Zu unserem Glück war es in dieser Ecke trotz verbreitetem Schneefall doch relativ mild und trocken. Die Vorzüge des Bodensees...
Dieser Standort unterscheidet sich dahingehend von den Anderen, als dass das Gebiet in mehrere Bereiche aufgeteilt ist, sprich während der Begehung wurden verschiedene Waldbereiche angefahren und besichtigt. Der Revierleiter Herr G. Heizmann erklärte allerdings, dass in allen Bereichen in der Vergangenheit Gelbbauchunken gefunden wurden und alle Flächen sahen aus unserer Sicht sehr vielversprechend aus. Viele feuchte Standorte und Fahrspuren waren auf offenen Flächen zu finden, was eine gute Besonnung als idealen Ausgangspunkt für eine erfolgreiche Reproduktion gewährleistet. Besonders interessant dürfte eine erstmalige Reaktivierung einer Rückegasse seit 20 Jahren sein! Ich bin gespannt ob sich die ein oder andere Unke in der Zeit am besagten Standort gehalten hat. Natürlich ist es schwer ohne existierendes Bildmaterial Aussagen über das Alter eines Tieres machen, und von Zehenabtrennungen, wobei die Jahresringe im Knochenzuwachs gezählt werden, nehme ich persönlich gern Abstand.
Auch hier waren wieder lokale Akteure dabei. So waren Vertreter vom Landschaftserhaltungsverband (LEV) Konstanz und von der kommunalen Verwaltung und Gewässerschutz mit an Bord, was die Diskussionen sehr interessant machten. Auch hier kam wieder die Frage nach dem Aktionsradius und Wanderungsverhalten von Gelbbauchunken auf und eine Verlängerung eines nahe gelegenen Amphibien-Fangzauns an der B33 wurde in Erwägung gezogen. Hierbei sei erwähnt, dass Unken nicht wie andere Arten (z.B. Erdkröten) eine bestimmte Wanderungszeit haben und sich über die Laichperiode das ganze Jahr hinweg zwischen Tümpeln und Spuren hin und her bewegen. Besonders auffällig ist hier, dass Gelbbauchunken einen echten Charakter haben!! Während ein Tier sein Leben lang immer am selben Tümpel angetroffen werden kann, kann ein anderes Tier mit demselben Alter ständig an neuen Gewässern auftauchen. Eigentlich wie beim Menschen...
Bei dieser Begehung wurde ebenfalls beschlossen, eine Anlage von kleinen Gewässern in Wegnähe mithilfe der Baggerschaufel zu testen, was später auf alle Reviere übertragen wurde. Hierbei wird eine Hälfte mit der Baggerschaufel "verschmiert", während die andere Hälfte zusätzlich kurz Durchfahren wird. Somit lässt sich die Verdichtungswirkung und Wasserhaltefähigkeit vergleichen. Beschlossene Maßnahmen in diesem Revier beinhalten:
- Reaktivierung alter Rückegassen (nach 20 Jahren)
- Durchfahrt in existierenden Fahrspuren (mit/ohne Bodenanriss/Querholz)
- Begradigung von sehr alten, tiefen, ständig wasserführenden Fahrspuren (+ Wiederbefahrung nach x Jahren)
- Spurenherstellung in Holzlagern
- Niederwaldbetrieb
Somit wird es auch in diesem Revier interessant zu beobachten wie die Tiere auf die Maßnahmen reagieren. Und wer weiß, vielleicht habe ich das nächste Mal auch wirklich eine Chance den Bodensee selbst zu sehen.
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