ES GEHT LOS! - Die 1. Revierbegehung

Autor: F. Schrell

Nach monatelanger Planung des Projektes, Zusammentragen von zu testenden Maßnahmen, vielen Runden von Expertentreffen und erfolgreicher Auswahl von 6 teilnehmenden Forstrevieren, war es am 1. (offiziellen) Arbeitstag des Jahres endlich soweit!

Die 1. Revierbegehung stand an!

Der Auftakt des Projektes fand passenderweise im Forstrevier des Talwalds, Stadtwald von Kirchheim Teck im Kreis Esslingen statt. Die Gelbbauchunken dieses Waldgebiets befinden sich bereits seit 1997 in der Betreuung von Prof. M. Dieterich und der lokalen BUND Gruppe, welche hier regelmäßig Laichgewässer für die Art anlegen und aufbereiten. In dieser Zeit fanden hier zahlreiche Studienarbeiten statt und es wurde ein einzigartiges Bilderarchiv der Bauchmuster aller Tiere der letzten 20 Jahre angelegt! Bereits in meiner Masterarbeit habe ich begonnen diese Langzeitdaten zu den Überlebensraten und Wiederfangwahrscheinlichkeiten auszuwerten, aber viele weitere spannende Auswertungen folgen im Laufe des Projektes.

Alle beraten sich an einem der alljährlich ausgeputzten Gelbbauchunkentümpel. Es wird befasst, diese Strukturen einzuebnen, da in vergangenen Jahren trotz Ausputzen keine erfolgreiche Reproduktion mehr gewährleistet werden konnte.
Alle beraten sich an einem der alljährlich ausgeputzten Gelbbauchunkentümpel. Es wird befasst, diese Strukturen einzuebnen, da in vergangenen Jahren trotz Ausputzen keine erfolgreiche Reproduktion mehr gewährleistet werden konnte.

Während dieser Revierbegehung wurden viele der Langzeitstandorte sowie neue geeignete Standorte besichtigt. Neben der Revierleiterin C. Hohberger, welche aus forstwirtschaftlicher Sicht ihr Einverständnis zu den vorgeschlagenen Maßnahmen gegeben hat, waren ebenfalls Angestellte des Regierungspräsidiums (RP) Stuttgart, der Stadtverwaltung und anderen Naturschutzorganisationen vor Ort um sich ein Bild von den Maßnahmen und dem Projekt zu machen. Für die Kommune sind die Maßnahmen vor allem in Form von Punkten für ihr Ökokonto wertvoll, welche bauliche Maßnahmen an anderen Orten ermöglichen. Des Weiteren war auch Herr H. Genthner, seit über 40 Jahren ehrenamtlicher Amphibienschützer und -kartierer, sowie Verfasser des Kapitels zur Gelbbauchunke im Amphibien Grundlagenwerk Baden-Württembergs als unentbehrlicher Art-Experte mit dabei. Herr Feess, welcher als Leiter des örtlichen Recyclingparks zur Resourcenschonung und dem Kompetenzzentrum zur Kreislaufwirtschaft mit seinem Konzept in 2016 den Deutschen Umweltpreis gewonnen hat, war ebenfalls anwesend. Er stellt freundlicherweise einige seiner Baumaschinen für manche der größeren geplanten Maßnahmen zur Verfügung. Ein wichtiger Punkt bei der Einebnung existierender Tümpel ist, dass kein Material von außerhalb des Waldes verwendet werden darf, da dies sonst ebenfalls eine Zertifizierung bräuchte.

Fahrspuren müssen nicht unbedingt tief sein! Auch an diesem Standort waren sich alle einig: Auch mit breitreifigen Maschinen, welche für den Bodenschutz verwendet werden, kann eine gute Verdichtungswirkung auf Wegen erzielt werden!
Fahrspuren müssen nicht unbedingt tief sein! Auch an diesem Standort waren sich alle einig: Auch mit breitreifigen Maschinen, welche für den Bodenschutz verwendet werden, kann eine gute Verdichtungswirkung auf Wegen erzielt werden!

Da der Talwald das am längsten betreute Revier ist mit einer hervorragenden Daten- und Bildergrundlage, sollen hier zahlenmäßig auch am meisten Maßnahmen getestet werden. Unter anderem sind folgende Maßnahmen für dieses Revier geplant:

 

- Einebnung permanenter Gelbbauchunkentümpel mit Hinblick auf Wiederbefahrung nach 1 und 2 Jahren

- Wiederbefahrung von existierenden jungen Rückegassen (mit/ohne Querholz)

- Reaktivierung alter Rückegassen

- Anlage von Wildäckern / Blühmischungen auf Lichtungen

- Entnahme einzelner Bäume um Besonnung zu gewährleisten

- Fahrspuren an Holzlagerstandorten

- Neuanlagen von Kleinstgewässern in Wegnähe durch die Baggerschaufel

- Tümpelanlage an Dohlenausläufen

- Befahrung von feuchten Grabenabschnitten

Es wird also höchst interessant im Talwald dieses Jahr! Besonders im Hinblick auf die Verfolgung der Wanderungsbewegung bekannter einzelner Tiere zu den neuen Standorten. Wir sind auch gespannt ob wir unsere beiden "Oldies", die 24 jährigen männlichen Unken, dieses Jahr wiederfinden!

Falls du dir selbst ein Bild vor Ort machen magst, komm doch zu einem der BUND Termine zur Anlage von Unkengewässern vorbei und pack mit an. Die Unken bedanken sich!

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Kontakt

Prof. Dr. Martin Dieterich

Projektleiter

 

MSc. Felix Schrell

Projektdurchführung & -koordination


 

Universität Hohenheim

Institut für Landschafts- und Pflanzenökologie

Ottilie-Zeller-Weg 2, 70599 Stuttgart

Tel.: +49 (0)711 459 23530

 

E-mail: unkenschutz-bw@outlook.de

 



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